
Ein Wochenende in Olmütz – zwischen mährischer Barockpracht und kulinarischen Highlights

Ein Wochenendkurztrip, maximal 3 Stunden Anfahrt – und zack, fällt die Wahl auf Olmütz. Ol-was? Die Stadt in Tschechien. Prag kennt man. Brünn ebenfalls. Aber Olmütz? Ah, da gibt’s doch den Käse. Mal sehen, was die Stadt die sonst noch zu bieten hat.
Olmütz: Anreise
Per Zug soll‘s vom Wiener Hauptbahnhof nach Brünn (Brno) und von dort mit dem Bus nach Olmütz gehen. Kostenfaktor: 23,70 Euro, wobei der Preis je nach Zeit variiert.
Am Tag der Abreise: 30 Minuten Verspätung? Regiojet, was tust du mir an! Ich muss doch vor 20 Uhr in Olmütz sein, sonst gibt’s kein Langos am Abend! Und jetzt verpass ich den Anschluss-Bus in Brno und überhaupt, was heißt das für mein Ticket? Panic mode: on.
So hatte ich mir den Start ins Wochenende in Olmütz nicht vorgestellt, aber was soll’s: jetzt heißt es das Beste daraus machen. Denn auf dem Plan steht ein entspanntes Wochenende voller Genuss, Kultur und Erholung.
Also ab zum Ticketschalter und das Beste hoffen. Zum Glück ist der Mitarbeiter am Ticketschalter tiefentspannt und extrem freundlich. Ein paar Klicks und einen Anruf später halte ich mein neues Ticket in der Hand und weiß: ich werde eine Stunde später ankommen. Die Chance auf ein leichtes Langos-Menü am Abend lebt!
Willkommen in Olmütz

Olmütz (tschechisch: Olomouc) ist mit rund 100.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt Tschechiens und liegt im Osten des Landes in der Region Mähren. Den Namen verband ich bisher nur mit dem Käse, den meine Oma immer so gerne gegessen hat.
Statt mit Käse empfängt mich Olmütz mit leichtem Nieselregen um 18:40 Uhr. Die Zeit läuft. Statt die 30 Minuten zu Fuß vom Bahnhof, geht’s daher mit der Straßenbahn ins Zentrum. Schnell die App DPMO geladen, Ticket gekauft und 15 Minuten später bin ich im Zentrum.
Jetzt noch schnell im Orea Hotel Arigone einchecken, kurz frisch machen und dann geht’s ab zur Langosh Factory. Dz, dz, dz wummert es schon von Weitem. „after 6 p.m. we play loud music and get the party started“ empfängt mich die herzliche Mitarbeiterin bevor sie lächelnd und tanzend mein Langos zubereitet. Die gute Laune springt sofort über und wird nach dem ersten Bissen noch größer.

Derart gestärkt flanier ich noch ein wenig über den Hauptplatz und durch die kleinen Kopfsteinpflastergässchen, entdecke gefühlt an jeder Ecke einen Brunnen oder eine Statue und plane im Geiste die morgige Route.
Olmütz: Matcha makes me happy
Olmütz Tag 2. Das Frühstück im Hotel lässt keine kulinarischen Wünsche offen. Dazu und generell zur Ausstattung kannst du HIER mehr nachlesen. Danach geht’s auf zum ersten Stopp des Tages: dem Place Store, einem kleinen Concept Store in der Nähe des Hauptplatzes. Von Mode über Schmuck bis zu Wohnaccessoires gibt es hier ein sehr nettes Sortiment. Ideal, wenn man ein besonderes Mitbringsel sucht.

Ein wenig gestöbert und dann geht’s weiter zu Spot Coffee & Bar, denn auf einer meiner to do-Liste steht eines ganz weit oben: Matcha testen und hier kann ich gleich Höchstnoten vergeben. So manches Wiener Café kann sich von dem hier gebotenen Matcha eine Scheibe abschneiden. Mit dem Iced Matcha Latte in der Hand geht’s zurück in die Innenstadt zum klassischen Sightseeing.

Olmütz: Sehenswürdigkeiten so weit das Auge reicht
Sightseeing kann man in Olmütz bequem zu Fuß erledigen. Aber Vorsicht: Kamera und Smartphone sollten volle Akkus haben, denn hier stolpert man fast an jeder Ecke über Sehenswertes, das festgehalten werden will. Zunächst erkunden – mittlerweile wir – den Hauptplatz (Horní náměstí). Vorbei an Duhové větrníky, den bunten Schirmchen, die die Straße überspannen, zur monumentalen Dreifaltigkeitssäule, UNESCO-Weltkulturerbe und Wahrzeichen der Stadt. Die war jedoch leider zum Zeitpunkt meines Besuchs (Juli 2025) wegen Restaurierungsarbeiten komplett eingehüllt, aber in der Touristeninfo im Rathaus steht eine Miniaturreplika.
Am Rathaus befindet sich die astronomische Uhr mit zahlreichen Figürchen. Zur vollen Stunde ertönt ein Glockenspiel – ein echter Magnet für Kinder und Erwachsene.

Weiter geht’s zum Caesarova kašna mit der Reiterstatue von Julius Cäsar und dann zum Arionbrunnen mit der großen Schildkröte. Zur kleinen Stärkung muss ein Eis von Michelangelato her. Die Portionen sind riesig, aber wie heißt es so schön: man gönnt sich ja sonst nichts.
Nächster Halt: Dolní námestí. auf dem sich – gesäumt von vielen Lokalen – der Jupiter- und der Neptun-Brunnen befinden.

Und dann steht ein – im wahrsten Sinne des Wortes – großes Highlight auf dem Programm: der Wenzelsdom. Der imposante Sakralbau ist weithin sichtbar, hat er doch mit 100 Metern den höchsten Kirchturm Mährens und den zweithöchsten Tschechiens. Neben der Kathedrale befindet sich das Erzdiözesanmuseum, in dessen Vorgarten wir uns eine kleine Verschnaufpause gönnen.

Olmütz: Stadt an der March
Und weiter geht’s in Richtung March (Morava). Der Fluss schlängelt sich auf einer Länge von 1,4 km durch Olmütz und an der Flusspromenade Náplavka Olomouc kann man entlangspazieren, im Sommer kleine Konzerte und Kulinarik genießen.
Wer hier ist, wird auch zwei weitere Sakralbauten entdecken: die orthodoxe Kirche St. Gorazd und Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder in Olmütz.
Plötzlich zieht Regen auf und es geht zurück in Richtung Innenstadt, wo Štrůdlárna Olomouc mit herrlichen Strudeln und Kaffee für Wohlfühlmomente sucht. Eigentlich stünde nun noch ein Besuch des unterirdischen Zivilschutz-Bunkers (Kryt civilní ochrany) auf dem Programm, der wird aber kurzerhand auf Sonntag verschoben. Ein Fehler wie sich noch herausstellen soll. Aber die Beine sind müde und vor dem Abendessen geht’s noch einmal zurück ins Hotel.

Und danach eine weitere Planänderung: statt tschechischer Küche geht’s doch in ein vietnamesisches Lokal: Cà Phê District OL, weil die Auswahl an vegetarischen Speisen groß ist. Absolute Empfehlung!
Nach insgesamt 16.374 Schritten fallen wir schließlich mit vollem Magen und vielen schönen Erinnerungen ko ins Bett.
Olmütz: Käse und Kunst
Der letzte Tag in Olmütz und das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Das kann in Olmütz fast nur eines heißen: Olmützer Käse! Ein Muss für Käsefans, das dankenswerterweise im Hotel serviert wird.

Nach dem kulinarischen Hochgenuss folgt ein kultureller: der Besuch der Villa Primavesi. Die Villa Primavesi wurde 1905–1906 im Jugendstil erbaut (Architekt: Josef Hoffmann) und war Wohnhaus der wohlhabenden Unternehmerfamilie Primavesi, die bedeutende Mäzene der Wiener Werkstätte waren. Künstler wie Gustav Klimt gingen hier ein und aus und hinterließen ihre Spuren.
Nach einer wechselreichen Geschichte, sie war unter anderem ein Krankenhaus, wurde die Villa restauriert. Wer die Villa besichtigen will, muss vorab online eine Tour reservieren. Die Führung ist auf Tschechisch, es gibt aber ausgedruckte Guides auf Deutsch und Englisch. Hier sprechen die kunstvoll restaurierten Räumlichkeiten aber sowieso für sich selbst. Zur Verarbeitung der Eindrücke genießen wir bei schönstem Sommerwetter Matcha und Kaffee im Kafec ve Vile Primavesi Olomouc.

Aus dem geplanten Besuch des Zivilschutz-Bunkers wird nichts, weil der nur samstags geöffnet hat. Tja, da hätten wir Translate schon am Vortag bemühen sollen. Aber wir kommen wieder! Das beschließen wir, beim gemütlichen Ausklang im Bezruč-Park mit Blick auf den historischen Wehrturm. Denn hier gibt es noch jede Menge zu entdecken! Aber vor der Rückfahrt nach Wien muss erst noch in aller Ruhe ein Matcha bei Kafe Jak Lusk probiert werden, damit das Wochenende entspannter ausklingt, als es begonnen hat.
Olmütz-Fazit: Klein, fein und absolut unterschätzt
Keine Gruppen betrunkener Junggesellenabschied-Party animals, keine Schlangen vor Sehenswürdigkeiten – me likey! Olmütz ist nicht so laut wie Prag – und gerade das macht den Charme aus. Die Stadt lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden und besticht mit dem Wechselspiel aus historischen Sehenswürdigkeiten und Moderne, besonders in Bezug auf moderne Kaffeehauskultur mit Specialty Coffees.
Für Kinder gibt es eine Rätselralley durch die Stadt. Bei der 3,5 Kilometer langen Tour entdeckt man von Juni bis September von Dienstag–Sonntag mit Katze Olga 11 Sehenswürdigkeiten und darf sich am Ende über ein kleines Geschenk im Rathaus freuen.
Für uns ist klar: Wir kommen gerne wieder – und genießen noch mehr von Käse, Kultur und Charme der Stadt.

